»Wir stehen vor einem Quantensprung«

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Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

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Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

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»Wir stehen vor einem Quantensprung«

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Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

Titelstory

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

Lesedauer: min

Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

Namen und Neuigkeiten

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

Lesedauer: min

Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

Verkehrswegebau – Tiefbau

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

Lesedauer: min

Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

Hochbau (Schalung/Gerüste/Beton)

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

Lesedauer: min

Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

Gewinnung / Aufbereitung / Brechen / Sieben

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

Lesedauer: min

Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

OEM, Maschinen-, Fahrzeug- und Antriebstechnik – Wartung

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

Lesedauer: min

Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

Erdbewegung

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

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Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

GaLaBau / Kommunaltechnik

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

Lesedauer: min

Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

Unternehmensführung

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

Lesedauer: min

Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

Arbeitssicherheit / Baustelleneinrichtung

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

Lesedauer: min

Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

Bau- und Nutzfahrzeuge

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

Lesedauer: min

Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

Messen, Seminare, Termine

»Wir stehen vor einem Quantensprung«

Lesedauer: min

Peter Guttenberger betonte in seiner Rede, er habe »keinerlei Zweifel daran, dass revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Automatisierung dank immer umfassender digitalisierter Prozesse unsere Arbeitswelt absehbar verändern werden«. Auch der VDBUM habe sich mit diesen Themen seit langem beschäftigt und bereits vor zwölf Jahren gefordert, dass es für die Optimierung des gesamten Prozesses einheitliche Schnittstellen geben müsse.

So habe der VDBUM-Arbeitskreis Telematik zusammen mit dem Lehrstuhl Fördertechnik, Materialfluss und Logistik der TU München die Standardisierung vorangetrieben und eine entsprechende ISO/TS-Norm auf den Weg gebracht. »Nun ist es an den Baumaschinenherstellern, sich an diesen Standard zu halten und ihn gemeinsam mit den Anwendern weiterzuentwickeln«, betonte Peter Guttenberger weiter.

Der VDBUM-Vorsitzende schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch nachdenkliche Töne an. Natürlich sei man begeistert von den digitalen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft. Damit würden mehrdimensionale Modelle bis hin zu kompletten virtuellen Umgebungen im Vorgriff auf geplante Ergebnisse gezaubert – und man stelle »mit Wohlwollen« fest, dass Maschinen »schlau« genug seien, um auf Veränderungen zu reagieren und dass sie selbst dazulernen.»Braucht die Welt den ›Störfaktor Mensch‹?«

»Aber wo führt das hin?«, lautete Peter Guttenbergers Frage. »Braucht die Welt im Zuge der vierten industriellen Revolution den ›Störfaktor Mensch‹, diese ›nicht perfekte Maschine‹ mit Gefühlen, Launen und anderen Unzulänglichkeiten überhaupt noch? Sind unsere körperlich-handwerklichen Fähigkeiten vielleicht bald gar nichts mehr wert, besteht nicht die Gefahr, dass unsere Fingerfertigkeit, unser Gefühl, unsere Koordinations- und Kommunikationsfähigkeit sowie unsere geistige Vorstellungskraft zunehmend verkümmern?«

Für Guttenberger ist es deshalb unabdingbar, dass die möglichen Folgen der Digitalisierung nicht ausgeklammert werden dürfen. »Wir wollen Trends erkennen, analysieren, ihre Chancen nutzen. Aber am Ende kommt es immer auf die Menschen an, auf ihre Art, die gebotenen technischen Möglichkeiten zu nutzen.«


»Müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«

Ähnlich argumentierte Johann Bögl, der als Gastredner eindrücklich darauf hinwies, dass »die Zukunft eines Unternehmens von Ideen abhängig ist«. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl mit Hauptsitz im oberpfälzischen Neumarkt, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro und gut 6 000 Mitarbeitern das größte familiengeführte Bauunternehmen in Deutschland ist, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die eigene Branche und verwies auf die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Der Bauwirtschaft sei es nicht gelungen, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Man habe sich nicht mit Ideen beschäftigt und zu wenig Geld in die Forschung und in die Entwicklung eigener Produkte investiert. »Wir müssen weg vom reinen Preiswettbewerb«, so Johann Bögl. »Denn den Fortschritt baut man aus Ideen.«

Überraschend deutliche Worte fand Johann Bögl, der sich ehrenamtlich in Wirtschafts-Netzwerken engagiert, die Bauindustrie Bayerns als Vizepräsident auf Landes- und Bundesebene vertritt und seit 2013 Mitglied der Reformkommission »Bau von Großprojekten« ist, zu aktuellen politischen Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. »Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit sind unzumutbare Zustände«, betonte er und gefährdeten den Erhalt »unserer Wertegemeinschaft«.

Bei der Standardisierung darf man

sich nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben.«

Peter Schaar,

ehemaliger Bundesbeauftragterfür den Datenschutz


»Wer den Protest wählt, muss mit dem Protest leben«

Zu deren Grundlagen gehörten die Demokratie, der Respekt vor der anderen Meinung und ein anständiger Umgang miteinander. »Dies scheint mehr und mehr verloren zu gehen, bei uns, aber auch in anderen Ländern.« Gründe dafür seien unter anderem die Verbiegung von Wahrheiten oder deren Selbstdefinierung. Deshalb soll jeder bedenken, so Johann Bögl: »Wer in Deutschland den Protest wählt, der muss auch vier Jahre lang mit dem Protest leben.«

Neuland betrat der VDBUM bei seinem 46. Großseminar in Willingen mit einer hoch­karätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem The­ma »Baustelle 4.0 – Chance und Zukunft für die Baubranche«. Neben Peter Guttenberger diskutierten Joachim Strobel (Geschäftsführer der Liebherr-EMtec GmbH in Kirchdorf und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA), Jan Tulke (Bundesverkehrsministerium), Bruno Schmidt (Microsoft) und Peter Schaar (ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz) über Vor- und Nachteile neuer Technologien. Dass es Zeit brauche, diese zu implementieren, darüber war sich die Runde genauso einig wie über den Umstand, dass in Deutschland noch oft »der Mehrwert fürs eigene Geschäftsfeld« nicht erkannt werde.»Big Date nicht aus den Augen verlieren«

Während Joachim Strobel »die Vernetzung als den Schlüsselfaktor und Riesenherausforderung für die Zukunft« bezeichnete, plädierten Jan Tulke und Peter Schaar für »offene Standards, am besten weltweit«. Allerdings dürfe man sich bei der Standardisierung »nicht in die Hand einer Unternehmensgruppe geben«, betonte Peter Schaar. »Die Thematik Big Data darf man auf keinen Fall aus den Augen verlieren.«

Einig waren sich die Diskutanten über die Gründe, warum die Digitalisierung oder die Automatisierung noch nicht so genutzt wird wie schon länger in anderen Industriebereichen. »Eine Baustelle mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Einheiten zu managen ist etwas ganz anderes als beispielsweise der Einsatz eines Mähdreschers«, verwies Joachim Strobel auf die Komplexität von Bauprojekten. »Die Anforderungen der Bauindustrie hinsichtlich der Digitalisierung sind wesentlich höher weil individueller.«

Wie die Firmengruppe Liebherr sich den technologischen Herausforderungen stellt, das erläuterte Stefan Heissler als Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG in Bulle (Schweiz). So investiere das Familienunternehmen erheblich in die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung, Energieeffizienz und Leichtbau, und das über das gesamte Produktprogramm.

Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor und

die Riesenherausforderung für die Zukunft.«

Joachim Strobel,

Geschäftsführer Liebherr Mtec-GmbH


Gut vier Milliarden Euro investiert

Als Beispiele aus der Bauindustrie nannte er unter anderem das neue Assistenzsystem »Vertical Line Finder« für Krane, autonom fahrende Muldenkipper, das Energierückgewinnungssystem ERC für Radlader, Bagger oder Umschlagmaschinen, den Hybridantrieb »Pactronic« für Hafenmobilkrane und Hydroseilbagger oder das neu entwickelte Faserseil für Krane, dessen Eigengewicht um bis zu 80 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlseil reduziert worden sei. Um die Qualität in der Herstellung der Produkte gewährleisten zu können, so Stefan Heissler weiter, investiere Liebherr kontinuierlich in die Modernisierung der Fertigungsstätten – in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4 Mrd. Euro.

Zu den Höhepunkten des VDBUM-Seminars zählte wie schon in den vergangenen Jahren die Verleihung des VDBUM-Förderpreises, der in drei Kategorien vergeben wird und jeweils mit 2 500 Euro dotiert ist. Der VDBUM hat diesen in der Branche einzigartigen Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um Innovationen und technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er soll in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und erfahrene Praktiker mit innovativen Ideen ansprechen.Die Preisträger

Der Preis in der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« ging an das Bauunternehmen Gollwitzer. Um große Rohre schnell und sicher handhaben zu können, entwickelte Gollwitzer in Zusammenarbeit mit der MTS AG eine aufwendige Speziallösung: das hydraulische Rohrverlegegerät (RGV) als Anbaugerät am Bagger. Es kann Rohrleitungen von DN 1 200 – 2 200 mit einer Gebrauchslast von bis zu 15 t bewegen, transportieren, im Rohrgraben verlegen, positionieren und fügen. Dank dieser Lösung sind Kanalbaustellen schneller und wirtschaftlicher durchführbar. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit maßgeblich erhöht, da die gesamte Technik durch den Baggerfahrer von der Kabine aus gesteuert wird.

Den Preis in der Kategorie »Entwicklungen aus der Industrie« erhielt Atlas Copco in Deutschland für die Entwicklung des handgehaltenen pneumatischen Abbruchhammers RTEX. Ausgezeichnet wurde er von der Jury, weil er 25 % leichter ist und gleichzeitig über noch mehr Aufbrechkraft verfügt. Zudem benötige der RTEX 50 % weniger Druckluft als ein herkömmlicher Abbruchhammer und erzielte dank des einzigartigen Kolbendesigns im Vergleich zu herkömmlichen Abbruchhämmern die doppelte Interaktionszeit, was der Aufbrechleistung eines viel schwereren Gerätes entspreche.

In der Sparte »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« konnte sich SPS Energy mit einer neuartigen thermoaktiven Energiespundwand durchsetzen. Die aus Stahl bestehenden Spundwände können dabei sowohl die Energie aus Wasser oder Grundwasser, Wärmeleitung im Erdreich, geothermischem Wärmestrom, Solareinstrahlung oder Niederschlagseinleitung kostengünstig und effektiv generieren.

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